Die Geschichte einer Aufsteigehilfe (Aus der Praxis für die Praxis)



Schon bei meiner Ausbildung in der Schweiz bewunderte ich Aufsteigehilfen, die in die Landschaft eingegliedert waren, eine Gasse für das Pferd hatten und mit natürlichen Materialien errichtet waren. Leider benötigte man dazu eine hügelige Landschaft oder künstliche Erhebungen und natürlich Platz.

Das alles hatte ich auf meiner Wiese in Mühlheim/Ruhr nicht und behalf mich mit einer Gasse, die an einer Seite zwei Bahnschwellen hatte, die obere war kürzer und es entstand eine kleine Treppe. Für die Erwachsenen war diese Hilfe ganz nützlich für die Kinder meistens zu tief und die Pferde mochten sie nicht so gerne, weil man immer rückwärts einparken musste und an der anderen Seite der Stromzaun war.

Nach meinem Umzug in die Lüneburger Heide entstand ein kleines Reitplätzchen, direkt am Haus. Es ist an drei Seiten von hohen Tannenbäumen umsäumt und wieder entstand die Frage: wie kann man im flachen Gelände mit geringen Mitteln eine Aufsteigehilfe mit Gasse bauen, die sich gut in die natürlichen Gegebenheiten einfügt?. Sie sollte schon den Sommer über draußen bleiben, durfte aber das Reiten im Kreis nicht stören. Als erste Idee verbaute ich sechs Heuballen, die wegen mangelnder Qualität ausgemustert waren.



Sie leisteten einen Sommer lang gute Dienste bis sie einfach verrotteten. Aber die Idee war da, der Platz war gut in der Ecke des Reitplätzchen störte es das Reiten überhaupt nicht. Die Pferde liefen gerne hinein in die Gasse, es bedeutete für sie immer eine kleine Pause. Rückwärts ging es wieder raus. So konnten bei Kindergruppen die Kinder selbständig und ohne Hilfe wechseln.

Als die Heuballen hin waren kam der Gedanke das Ganze in Holz zu bauen aber stabil musste es sein und eventuell doch abzubauen in kalten nassen Winterzeiten.

Da gab es doch ein Sägewerk im Nachbarort. Dort erstand ich für jede Seite 13 Bretter 4cm dick 15 cm breit und 1m lang dazu noch Kanthölzer. Weil ich gerade im Sägewerk war nahm ich noch Bretter von 3m Länge mit für die Wippe mit, die den Umzug nicht überlebt hatte. Aus dem Baumakt holte ich noch je zwei Schalbretter 50x100cm. Mit wenigen Nägeln und ein paar mal sägen sah das ganze dann so aus



Immer zwei Bretter von 15cm bildeten eine Stufe von 30cm Höhe. Das ist sehr hoch für eine Stufe, es hat sich aber trotzdem bewährt. Mit zweimal hochsteigen ist man schon oben auf 60cm Höhe; für meine Isländer ideal, kleine und große Leute sind in der richtigen Höhe, um egal wie, aufs Pferd zu kommen.

Da die Stufen 50cm tief und 1m breit sind, können bis zu 3 Personen auf der Stufe stehen. Das ist sehr praktisch für die Klienten, die sehr viel Hilfe brauchen. Sie können rechts und links gestützt werden. Auch ich selber kann mit aufsteigen und beim Aufsteigen behilflich sein.

Damit die Oberfläche wetterfest und rutschen verhindert wird, hab ich sie mit einem künstlichen Grasteppich bezogen. Das hat sich jetzt schon über zwei Jahre lang bewährt.

Auch das Podest für die Zikuslektionen ist damit bespannt. Es ist ein sehr preiswertes und effektives Material und es passt sich gut der Natur an. Das ganze sieht jetzt so aus.



Schon zwei Sommer über leisten diese beiden Treppen gute Dienste. Da man sich für die rechte oder linke Seite entscheiden kann, können körperliche Beeintächtigungen berücksichtigt werden. Ist die eine Seite schwächer steigt man von der anderen auf. Bis jetzt hab ich noch keinen Lifter benötigt. Bei schwierigen Situationen bin ich kurz mit aufs Pferd gegangen und konnte dann an der anderen Seite wieder runter. Wird es im Herbst zu nass und kalt kann ich die beiden nacheinander mit meiner Sackkarre abtransportieren. Sie überwintern dann im Stall und dienen dort den Winter über als Aufsteige und zum Pferdeturnen für die Kinder. Eine wirklich praxisbewährte preiswerte Idee zur Nachahmung empfohlen.

(Renate Hof Sozialpädagogin Diplom-Reitpädagogin SV-HPR)